Pressemitteilung 02/11
vom 27. Februar 2011
Folgen aus dem Fall Guttenberg — Wissenschaft wehrt sich gegen Bagatellisierung
Das Aktionsbündnis „Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft” sieht in dem Fall Guttenberg und in der Reaktion eines Teils der
aktuellen Regierung darauf eine bedrohliche Aushöhlung vor allem der im Urheberrecht verankerten Persönlichkeitsrechte auch der wissenschaftlich
Tätigen.
Die Politik muss weiter zu ihrer Position stehen, „dass sowohl Erfindungen als auch künstlerische Leistungen einen besonderen Respekt in
unserer Gesellschaft verdienen — ihr Diebstahl nicht etwa ein Bagatelldelikt ist, sondern ein sorgfältiger Umgang mit diesen
Leistungen in unserer Gesellschaft verankert werden muss”
(Bundeskanzlerin
Merkel in ihrem Podcast zum Welttag des Schutzes des
geistigen Eigentums am 26. April 2008).
Zu diesen Persönlichkeitsrechten gehört das Recht der WissenschaftlerInnen, über die Veröffentlichung ihrer
Werke zu entscheiden, das Recht, als VerfasserInnen ihrer Werke oder Teile von ihnen genannt und vor Entstellungen ihrer Werke
geschützt zu werden. Wenn das von der Politik nicht mehr geschützt wird, ist Wissenschaft bedroht.
Wissenschaft kann und muss sich dagegen wehren. Das Aktionsbündnis unterstützt daher die
Initiative des Offenen Briefes von
Doktoranden an die Bundeskanzlerin vom 24.2.2011 mit der zentralen Aussage: „Wenn der Schutz von Ideen in unserer Gesellschaft
kein wichtiger Wert mehr ist, dann verspielen wir unsere Zukunft.” Diese Initiative sollte nicht auf die DoktorandInnen
beschränkt sein. Ihr sollten sich alle wissenschaftlich Arbeitenden, insbesondere auch die Unterzeichner der
Göttinger Erklärung, anschließen können, unbeschadet dessen, ob jede einzelne Aussage in dem offenen Brief geteilt wird.
Das Aktionsbündnis Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft teilt die Besorgnis des Vorsitzenden des Wissenschaftsrates,
Professor Wolfgang Marquardt, „wie in Folge der Diskussionen um die Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg das gesellschaftliche
Ansehen der Wissenschaft Schaden zu nehmen droht” (Wissenschaftsrat, 25.2.2011).
Das Aktionsbündnis ist wie der Deutsche
Hochschulverband (DHV) empört darüber, „wie die Bedeutung der Wissenschaft und ihrer ehernen Gesetze”, so Professor
Dr. Bernhard Kempen, Präsident des DHV „politisch kleingeredet wird”. Plagiieren sei „kein Bagatelldelikt”
(DHV, 25.2.2011).
Ebenso wie der DHV fordert das Aktionsbündnis, dass wissenschaftliche Arbeiten „in digitaler Form abzugeben sind, damit Texte
besser und schneller mittels sogenannter ‚Plagiats-Software’ auf Übereinstimmungen mit fremden Texten abgeglichen werden
können.” Das Aktionsbündnis erweitert diese Forderung dahin, dass Dissertationen in der elektronischen Version
grundsätzlich frei zugänglich gemacht werden müssen, am besten auch über einen zentralen Nachweis.
Der Fall Guttenberg zeige, so der Sprecher des Aktionsbündnisses Prof. Dr. Rainer Kuhlen, „dass eine
Open-Access-Zugänglichkeit von wissenschaftlichen Werken nicht nur für alle Nutzer – auch in der Wirtschaft – von hohem
Nutzen ist, sondern auch die Produzenten und Gutachter in der Wissenschaft schützt. Der unabdingbare Schutz der
Persönlichkeitsrechte auch der WissenschaftlerInnen muss zusammengehen mit dem möglichst freien Zugang zu dem vor
allem überwiegend mit öffentlichen Mitteln und in öffentlicher Umgebung produzierten Wissen.”
Das Aktionsbündnis fordert die Politik weiter auf, bei den anstehenden Urheberrechtsregulierungen diesem Zusammenhang von
Schutz der Rechte der Wissenschaftler als Autoren und dem Recht der Wissenschaftler und der Öffentlichkeit als Nutzer
stärker als bislang Rechnung zu tragen.
Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Sprecher des Aktionsbündnisses „Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft”
Hintergrund: Im 2004 gegründeten Aktionsbündnis Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft sind neben den sechs großen Wissenschaftsorganisationen
Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Hochschulrektorenkonferenz, Max-Planck-Gesellschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Wissenschaftsrat 370 Fachgesellschaften,
Verbände und Institutionen sowie mehr als 7250 persönliche Unterzeichner der Göttinger Erklärung zum Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft zusammengeschlossen.
Weitere Informationen zum Themenkomplex des Urheberrechts für Bildung und Wissenschaft
bietet auch die Plattform IUWIS.
|
Nächste Termine |
6. November 2020
Jahrestagung des Aktionsbündnisse (online)
Ein Status-Überblick zum Urheberrecht — national und in Europa
Programm und Anmeldung
|
News  |
6. April 2021

Das Aktionsbündnis nimmt zum „Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung des Urheberrechts an die Erfordernisse des digitalen Binnenmarktes“ Stellung.
Stellungnahme vom 6. April 2021 zum Gesetzentwurf.
Stellungnahme vom 22. Februar 2021 zum Gesetzentwurf.
Stellungnahme vom 6. November 2020 zum Referentenentwurf.
|
7. Oktober 2020

Bei de Gruyter erschienen:
Rainer Kuhlen, „Die Transformation der Informationsmärkte in Richtung Nutzungsfreiheit — Alternativen zur Als-ob-Regulierung im Wissenschaftsurheberrecht“.
Online unter DOI: 10.1515/9783110693447
|
28. Februar 2018

UrhWissG tritt in Kraft — kein ganz großer Wurf, aber doch größere Rechtssicherheit und einige Verbesserungen
(Pressemitteilung).
|
20. November 2017

Alle Vorträge unserer Jahrestagung vom 8. November 2017 sind online verfügbar:
(Vorträge).
|
7. Juli 2017

Die Urheberrechtsreform (UrhWissG) ist durch — Erleichterung, aber kein Grund zum Jubeln
(Pressemitteilung).
|
26. Juni 2017

Ein Appell an den Bundestag: Das UrhWissG muss in dieser Legislaturperiode ohne Einschränkungen verabschiedet werden.
Das Aktionsbündnis fordert die beiden Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU und SPD, Volker Kauder und Thomas Oppermann, auf,
den Regierungsentwurf für das Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz für die Abstimmung im Bundestag freizugeben, und dann
die Mitglieder des Bundestags, dem Gesetz ohne Einschränkungen zuzustimmen.
(Pressemitteilung).
|
22. Mai 2017

FAZ, diesen Kampf kannst Du nicht gewinnen — Verzerrter Journalismus in Sachen Urheberrecht durch Herausgeber und Geschäftsführer der FAZ
Das Aktionsbündnis kritisiert den offenen Brief der Herausgeber und Geschäftsführer an den Bundesrat vom 12.5.2017
und den vom 18.05.2017 an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Durch diese Schreiben versuchen die
„Macher“ des Blattes Druck auf die Gesetzgebungsorgane
auszuüben. Dieses Verhalten kann man gelinde gesagt nur als ungewöhnlich und äußerst bedenklich bezeichnen.
(Pressemitteilung).
|
10. Mai 2017
Der Bundesrat sollte sich nicht von den Untergangsszenarien des Börsenvereins blenden lassen.
Wir haben in einer Stellungnahme an den Bundesrat diesen aufgefordert, den Gesetzesentwurf zum
„Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz — UrhWissG“ anlässlich seiner Plenarsitzung am
12. Mai 2017 nicht aufzuhalten, sondern im Prinzip zu unterstützen.
(Pressemitteilung)
|
27. April 2017

Die Zeit drängt: Bildung und Wissenschaft brauchen eine Reform des Urheberrechts!
Wir unterstützen weiter den vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf für eine Reform des Urheberrechts, jedoch
bedauern wir die Verschlechterungen des Regierungsentwurfs im Vergleich zum Referentenentwurf.
(Pressemitteilung).
|
23. Februar 2017
Petition zur Unterstützung des Referentenentwurfs zur Reform des Urheberrechts
Unterstützen auch Sie diese Petition auf change.org!
(zur Petition)
|
14. Februar 2017

Wir machen darauf aufmerksam, dass auf der Website
www.publikationsfreiheit.de versucht wird, die Öffentlichkeit und
insbesondere die Autorinnen und Autoren in Bildung und Wissenschaft mit unzutreffenden Behauptungen zugunsten von
Verlagsinteressen zu manipulieren.
(Pressemitteilung).
|
24. Januar 2017
Der Weg ist noch nicht zu Ende — aber die Richtung stimmt
Das Aktionsbündnis sieht im Referentenentwurf des BMJV für ein „Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz —
UrhWissG“ einen wichtigen Schritt in Richtung eines bildungs- und wissenschaftsfreundlichen Urheberrechts.
(Pressemitteilung)
|
21. Dezember 2016

Der Weg zu der Einen Allgemeinen Bildungs- und Wissenschaftsschranke (ABWS) sollte nun frei sein — Gehen Sie voran, Herr Maas!
(Pressemitteilung).
|
15. Dezember 2016
KMK, VG Wort und HRK müssen endlich Klarheit schaffen
Die gemeinsame Pressemitteilung von KMK, VG Wort und HRK vom 9.12.2016 sorgt in den Hochschulen weithin stark für Verunsicherung
und Verwirrung. Was soll tatsächlich ab dem 1.1.2017 mit den elektronischen Semesterapparaten geschehen? Weiter wird derzeit
gelöscht bzw. Texte auf unsichtbar gestellt. Es besteht Handlungsbedarf!
(Pressemitteilung)
|
12. Dezember 2016

Und sie scheinen sich doch noch bewegen zu können – KMK und VG-Wort.
Und die Hochschulrektorenkonferenz ist jetzt an Bord.
Wie die Übergangsregelung ab Anfang 2017 aussehen soll, ist jedoch noch unklar.
Schuld an dem jetzigen offensichtlichen Desaster um den Rahmenvertrag zu § 52a UrhG ist letztlich die unerträgliche
Verzögerungstaktik der Politik.
(Pressemitteilung).
|
22. November 2016
Empfehlung zum Umgang mit § 52a UrhG im Kontext des Rahmenvertrags zwischen KMK und VG-Wort veröffentlicht.
(Pressemitteilung)
|
16. November 2016

Offener Brief an den Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz Heiko Maas: „Bitte lassen Sie den Schleier von
diesem verdeckten Objekt [dem Entwurf einer Bildungs- und Wissenschaftsschranke im Urheberrecht] wegreißen!
Der Öffentlichkeit ist das Spiel mit Andeutungen nicht länger zuzumuten.“
(offener Brief).
|
ältere News-Beiträge finden Sie im Archiv |
Publikationen |
-
Vorträge der Jahrestagung vom 8. November 2017 online verfügbar:
-
Was wissen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
über ihre Urheberrechte,
wie handeln sie, und was wünschen sie?
- Studie im Auftrag des Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft e.V.
-
Folder mit unserem Empfehlungen zum Umgang mit dem Rahmenvertrag zwischen KMK und VG-Wort zu § 52a UrhG
- Version: 22. November 2016
- Format: A4 duplex
-
Folder mit den aktuellen Forderungen
- Version: August 2015 — größere Stückzahlen zur Auslage können Sie bei uns anfordern.
-
Folder zur Allgemeinen Bildungs- und Wissenschaftsklausel
- Version: August 2015 — größere Stückzahlen zur Auslage können Sie bei uns anfordern.
-
Folder zum Zweitöffentlichungsrecht für wissenschaftliche Artikel
- Version: Juli 2015 — größere Stückzahlen zur Auslage können Sie bei uns anfordern.
-
Information als Vitamin für Innovation: Schranken oder Lizenzen für Forschung und Lehre?
- Zusammenstellung zur Jahrestagung am 10. Oktober 2013
-
Breite Unterstützung für eine umfassende Verbesserung des Urheberrechts für Bildung und Wissenschaft
- Auswertung einer Befragung und politische Konsequenzen, September/Oktober 2011
|
Wichtige Links |
Facebook-Auftritt des Aktionsbündnisses
Das IUWIS
Projekt entwickelt Social-Network mit Informationen zum Urheberrecht
in Bildung und Wissenschaft.
|
|
|